Musiker und MySpace

Ja, MySpace ist noch nicht ganz tot, ich habe aber den Eindruck, dass es aber schon ganz schön streng riecht. Und immer noch gibt es Musiker, die glauben, sie bräuchten nur eine MySpace-Seite und alles wäre gut. Kann ich echt nicht nachvollziehen, warum die sich komplett von einem Anbieter abhängig machen und sich halb einen abbrechen, um die Einschränkungen der Profil-Gestaltung bei MySpace auszutricksen und am Ende entstehen grafische Monster, die selbst mit DSL ewig brauchen um angezeigt zu werden. Hintergrundbilder mit 1,5MB und mehr sind da fast schon üblich. Profile, bei denen erst mal 2MB und mehr an Daten übertragen werden müssen sind nicht selten bei den “Ich leite meine Domain auf mein MySpace-Profil um“-Kandidaten.

Und wenn man sie mal darauf aufmerksam macht, dann kommt meistens so was wie “Ach was, heute hat doch jeder DSL“. Tja, wenn dem wirklich so wäre, dann gäbe es doch keine Seiten wie Schmalbandatlas, oder? Auch nicht uninteressant ist zum Beispiel der Abschnitt “Verfügbarkeit” im Wikipedia-Eintrag zu DSL und dann könnte man sich ja auch überlegen, wie es denn so mit der mobilen Nutzung von Webseiten aussieht, die immer mehr zunimmt und bei der Trafficlimits mit  Drosselung auf ISDN-Geschwindigkeit (oder weniger) bei Überschreitung üblich sind.

Muss natürlich jeder selbst wissen, was er macht und die erwähnten Musiker haben sicher alle genau die Nutzungsbedingungen von MySpace studiert, bevor sie ihren Online-Auftritt an diese Plattform gekettet haben, sie haben für die üblichen Probleme bei MySpace (besonders lustig ist immer das Anlegen von Terminen) sicher schon Workarounds gefunden (zum Beispiel der “Na dann probiere ich es in ein paar Stunden noch mal“-Trick)… ach ja, die wissen alle ganz genau, was sie da tun. Außerdem kann MySpace ja nicht schlecht sein, wenn man so viel Geld (oder Zeit) für die Erstellung supertoller Profile investiert.

Nein, ich verstehe das alles echt nicht und schon gar nicht verstehe ich “Du hast ja recht, aber eine eigene Homepage ist zu viel Aufwand“, aber mir soll es egal sein. Sollen sie doch machen, was sie wollen, ich finde es einfach nur dämlich. Übrigens halte ich es nicht für weniger dämlich, die eigene Website zu löschen und nur noch eine Facebook-Seite zu betreiben. Oder wenn man der Meinung ist, dass Suchmaschinenoptimierung nur aus Google-Optimierung bestünde, dass es an Angebot für mobile Nutzer reicht eine iPhone-/iPad-App zu haben…

Es mag zwar heute unvorstellbar sein, dass Google vielleicht irgendwann nicht mehr die führende Suchmaschine oder Apple mit seinen iDevices nicht mehr Marktführer bei mobilen Endgeräten sein könnte, aber wie war es denn mit dem Yahoo Webverzeichnis, mit Altavista, Geocities, Netscape und dem Internet Explorer? Da konnte man sich vor gar nicht so vielen Jahren nicht vorstellen, dass es wichtigere Quellen für Traffic geben könnte als den Webkatalog von Yahoo, dass es eine andere Suchmaschine als Altavista geben könnte, dass man kostenlose Seiten woanders hostet als bei Geocities oder dass ein anderer Browser Marktführer sein könnte als Netscape oder später der Internet Explorer. Das mit dem Internet ist so eine Sache, da kann es ganz schnell gehen mit neuen Services und Tools und so schnell die kommen, so schnell können die auch wieder verschwinden.

Ach ja, um noch mal auf MySpace zurück zu kommen und was für eine tolle Plattform das doch ist, um Fans zu erreichen: So toll ist die Plattform wohl nicht mehr, wenn man sich so die Entwicklung der Besucherzahlen anschaut. Aber jetzt bitte nicht alle blind zu Facebook rennen, sondern macht Euch doch mal lieber ein paar Gedanken dazu, wie Ihr langfristig dafür sorgt, dass Ihr potentielle Fans in Zukunft immer dort erreichen könnt, wo sie gerade sind und meiner Meinung nach ist die beste Basis dafür eine eigene Site mit einem CMS, das möglichst flexibel ist und es Euch schnell und einfach ermöglicht (z.B. über passende Erweiterungen) Euren Content dort hin zu bringen oder dort anzukündigen, wo Eure potentiellen Fans sich gerade rumtreiben… (und ja, das funktioniert auch für alle anderen, nicht nur für Musiker).

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