Irgendwann reicht es einfach…

Ich bin ja für gewöhnlich ein geduldiger Mensch, man schafft es auch nicht so leicht mich wirklich ernsthaft zu provozieren und ich bin auch alles andere als nachtragend. Mir war auch immer klar, dass ich mich in gewisser Weise zur Zielscheibe mache, wenn ich im Internet nicht unter Pseudonym, sondern ganz einfach unter meinem Namen unterwegs bin. Das alles war für mich auch keine Grund meine Meinung hier im Weblog nicht zu sagen bzw. zu schreiben – warum auch? Hey, sogar in SL verstecke ich mich nicht hinter einem Pseudonym. Bisher war das für mich kein Problem. Auf der anderen Seite gestehe ich aber jedem das Recht zu pseudo- bzw. anonym zu bleiben, wenn er/sie das möchte. Und was so alles in den letzten Wochen und Monaten passiert ist zeigt mir überdeutlich, dass deren Entscheidung nicht unbegründet ist.
Von einem Vollpfosten mehrfach angezeigt und verklagt zu werden, Belästigungen per Telefon, Fax, Mail usw., Beleidigungen, das alles dann nicht nur gegen mich, sondern auch noch gegen Andrea, dann ein Super-Über-Gutmensch, der meint mir Förderung von Rassismus vorwerfen zu müssen und dann heute als Krönung noch ein Arschloch, das unter meinem Namen in irgendwelchen Gästebüchern und Foren nationalsozialistische und menschenfeindliche Parolen absondert. Und das sind mal nur die “Highlights”. Hallo? Geht’s noch? Was für Vollspacken sind eigentlich so alles im Internet unterwegs? Kann die Einwahl ins Internet nicht wieder so unglaublich kompliziert sein, wie in den ersten Jahren? Hey, dadurch war zumindest ein gewisser Durchschnitts-IQ über der Raumtemperatur im Netz gewährleistet. Was bringt uns denn dieses supertolle “social web 2.0”, wenn sich da lauter geistige Einzeller tummeln, die es nicht fertig bringen ihre Meinungsverschiedenheiten mit der Gegenseite wie normale Menschen zu lösen? Es sind ja nicht nur solche Idioten, die einem das Online-Leben schwer machen. Nein, es scheint ja auch deutlich zu viele Anwälte in Deutschland zu geben, anders kann ich mir nicht erklären, warum inzwischen offenbar wirklich jeder Furz abgemahnt wird.
Ist das unsere tolle Zivilisation? Haben wir uns so weit entwickelt? Statt einem Gegner den Knüppel über den Schädel zu ziehen betreiben wir heute Telefonterror, Rufschädigung, gehen auf die Familie des anderen los oder wir holen uns einen Anwalt, der per Abmahnung und Klage dem pösen Widersacher den Garaus macht? So funktioniert das heute? Also mal ganz im Vertrauen: da scheint mir die Knüppel-Methode deutlich ehrlicher zu sein.
Keine Frage: reden hilft nicht immer. Manchmal muss man eben andere (z.B. Anwälte) miteinander reden lassen und wenn es gar nicht geht, dann muss man eben Gerichte entscheiden zu lassen – aber vorher sollte man doch mal versuchen miteinander zu reden. Und was gar nicht geht ist so ein Scheiss mit Belästigungen, Beleidigungen usw. Auch wegen solcher Arschlöcher wird das Netz immer mehr reglementiert und abgehört werden – vom Spass, den die kaputt machen mal ganz zu schweigen. Es gibt doch heute schon Menschen, die sich weigern mit jemandem online zu kommunizieren, dem sie kein Einschreiben schicken können. Ist das der Weg? Soll ich mein Weblog also dicht machen und nur noch Personen lesen lassen, die sich vorher mit einer ladungsfähigen Adresse und per Post-Ident verifizierten Identität bei mir registriert haben? Juhu, Web 2.0 – statt einem Web für alles haben wir dann eben zwei Netze. Das öffentliche Netz und das private Netz, welches eigentlich aus lauter kleinen Teilen besteht, zu denen man nur mit geprüfter Identität Zugang erhält. Weblogs für alle? Nein, wir machen Weblogs in Zukunft nur noch für geschlossene Benutzergruppen und das nur, damit man nicht verklagt, angezeigt, abgemahnt oder gestalkt wird. Spitzen-Idee, da sollte ich mir gleich mal ein Patent drauf holen…

Echt nicht, so macht das alles doch keinen Spass mehr… sick Und was mich wirklich am meisten ärgert dabei: dieser ganze Mist bringt mich dazu meine pazifistische Grundhaltung zu überdenken. Ja wirklich. Eine Bekannte sprach dazu: “Ein Arschtritt sagt mehr als tausend Worte”. Ein anderer meinte ganz einfach: “Gewalt ist eine Lösung”. Noch würde ich dem nicht ernsthaft zustimmen, aber vielleicht sollte ich meine Haltung wirklich überdenken…?

P.S.: ja, ich bin gerade ziemlich sauer…