Burkaverbot und Hamsterkäufe: Alle bekloppt geworden

Man kann es drehen und wenden, wie man will: Irgendwie sind alle bekloppt geworden. Beste Beispiele dafür sind die Diskussion um ein Burkaverbot und dann die Empfehlung zu Hamsterkäufen.
Fangen wir mit den Kleidungsvorschriften an. Da diskutieren gar nicht mal so schlecht bezahlte Politiker ernsthaft darüber, ob und bei welchen Gelegenheiten man bestimmte, aus religiösen Gründen getragene Kleidungsstücke verbieten soll. Hallo? Geht’s noch? Wenn irgendjemand meint, sich selbst aus religiösen Gründen einen Sack überziehen zu müssen, dann ist das halt so. So lange das nicht gegen allgemeine Gesetze verstösst, kann und muss uns das egal sein. So von wegen freies Land, Religionsfreiheit und so.
Für Demonstrationen gilt das Vermummungsverbot, für Autofahrer gibt es garantiert irgendwelche Gesetze, die sichtbehindernde Kleidung verbieten (sollte es so was nicht geben, dann wäre das tatsächlich unabhängig von Burkas und anderen Verhüllungen sinnvoll) und wenn sich jemand ausweisen muss, dann ist es nur logisch, dass man die Person mit dem Foto im Ausweis vergleichen können muss, also zum Beispiel vor Gericht. Aber sich jetzt hier als „Frauenrechtler“ aufzuspielen, indem man Frauen verbieten möchte, bestimmte Kleidungsstücke zu tragen ist an Idiotie nicht zu überbieten.
Ja, es sieht seltsam und ungewohnt aus, wenn da jemand quasi in einem Sack mit Sichtschlitz rumläuft und ich kann nachvollziehen, dass manch einer sich da unbehaglich fühlt, aber so lange die Person darunter sich das freiwillig antut, ist es eben so. Das ist weder der Untergang des Abendlandes noch sonst eine Katastrophe.
Apropos Katastrophe: da haben wir noch die Hysterie um empfohlene Hamsterkäufe. Die wäre ja lustig, wenn es nicht so erschreckend traurig wäre. Weder ist die Empfehlung sich daheim ein paar Vorräte anzulegen neu, noch ist die Wiederholung eine Reaktion auf irgendwas in den letzten Monaten. Keine Reaktion auf einen drohenden Krieg, keine Reaktion auf die letzten Anschläge in Europa und auch keine Vorbereitung zur Niederschlagung eines Aufstands.
Es ist Aufgabe des Staates auch für Katastrophenfälle zu planen: Naturkatastrophen, Anschläge, Kriege, außerirdische Invasoren oder eine Zombieapokalypse. Teil dieser Planung sind eben die Empfehlungen an die Bevölkerung, sich in gewissem Umfang auch selbst vorzubereiten, eben durch das Anlegen von Vorräten. Diese Empfehlung ist Teil eines Konzeptes und dieses Konzept wurde 2012 angestossen, weil das letzte solche Konzept von 1995 und damit ein klein wenige veraltet war. Kann man alles nachlesen, aber nein, das ist ja viel zu einfach. Lieber mal eine Runde Panik verbreiten!
Aber zumindest in einem Punkt kann man beruhigt aufatmen: Auch wenn es den Eindruck hat, als wäre die Welt in den letzten Monaten und Jahren vollkommen bekloppt geworden, dem ist nicht so. Nein, es gab schon immer so viele Bekloppte unter uns, wir nehmen sie nur in den letzten Jahren verstärkt wahr, weil die sich ebenfalls vernetzen und sich so in ihrer Beklopptheit gegenseitig anstacheln, inspirieren und motivieren. Dadurch entsteht der Eindruck, diese Beklopptheit wäre neu, dabei ist sie nur sichtbarer und besser vernetzt.

Beitragsfoto von jusch via pixabay.com, Lizenz: CC0 Public Domain

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