Bunter März

Bunter März - Logo von PattyMan kann nicht mehr einfach mal drauf los bloggen, ohne Angst haben zu müssen, dass da mehr draus wird 😉 Ich hätte ja echt nicht damit gerechnet, dass mein spontaner „Euer Totalyboykott-Aufruf-Geteile nervt mich“-Beitrag so einen Wind machen würde. Aber nun gut, den Wind hat er gemacht und jetzt tue ich mal etwas, was ich schon lange nicht mehr getan habe: In dieses Blog hier was rein schreiben, über das ich mir vorher ein paar Gedanken gemacht habe (keine Angst, wirklich nur ein paar). Es gab ja durchaus die eine oder andere Diskussion mit verschiedensten Leuten, Befürwortern und Gegnern eines Totalboykotts, Musikern, Autoren, Nutzer, Fans und ich freue mich gerade über die ganzen Ideen für einen Bunten März, die sich ansammeln (und hoffe, dass davon auch möglichst viele umgesetzt werden).

Wirklich interessant waren aber die Diskussionen mit den Totalboykott-Befürwortern. Viele „Argumente“ von denen gehen einfach gar nicht. Wenn ich mir anhören muss, dass es „im Krieg […] eben unschuldige Opfer gibt“ oder auch, dass es ja nicht schlimm sei, wenn Künstler „die eh nicht genug mit ihrer Kunst verdienen, um davon leben zu können einfach mal einen Monat gar nix bekommen“ (das soll sich mal jemand trauen zu einem ALGII-Empfänger zu sagen, dafür gäbe es zurecht eine Klatsche – hoffentlich nur verbal). Grundsätzlich scheinen die Befürworter der Meinung zu sein, dass man eben in Kauf nehmen müsste, wenn es auch andere als die eigentlichen Adressaten des Boykotts trifft und ohne Totalboykott-Aufruf würde man nicht genug Aufmerksamkeit erhalten. Auch scheint eine große Mehrheit der Befürworter der Meinung zu sein, dass das mit dem Totalboykott eh nix werden würde, schließlich würden ja viel zu viele gar nicht mitmachen und außerdem würden ja schließlich alle genau wissen, wessen Werke man trotz Totalboykott kaufen dürfte…?

Interessant finde ich ja, dass gerne auch darauf verwiesen wird, es sei ja eine globale Aktion, „Operation Black March“, von Anonymous ausgerufen und wenn denn weltweit ganz viele bei diesem Totalboykott mitmachen würden, dann… Ähm. Habt Ihr Euch das Video mal angesehen, das zum „Black March“ aufruft und den Text dazu vollständig gelesen? Ich befürchte nicht…

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Klar steht in dem Text:

Do not buy a single record. Do not download a single song, legally or illegally. Do not go to see a single film in cinemas, or download a copy, Do not buy a DVD in the stores. Do not buy a videogame. Do not buy a single book or magazine.

Wait the 4 weeks to buy them in April: see the film later, etc. Holding out for just 4 weeks, maximum, will leave a gaping hole in media and entertainment companies’ profits for the 1st quarter, an economic hit which will in turn be observed by governments worldwide as stocks and shares will blip from a large enough loss of incomes.

Aber der Text geht weiter und den Teil darf man nicht einfach unterschlagen (Hervorhebung von mir):

This action can give a statement of intent:

“We will not tolerate the Media Industries’ lobbying for legistation which will censor the internet.” Regarding Black March: If you want to do something that makes a statement, consider shifting your money not only away from corporate media but to independent media. Buy comics published by someone other than DC and Marvel. Buy books from small and independent presses. Support independent production companies who fight to stay independent and fan-focused. Better yet, buy things directly from creators and artisans. Support independent retailers. Don’t just blanket punish media producers and distributors—refocus those resources into supporting the ones who espouse and depend on free exchange of information and ideas. Because those are the people preserving intellectual freedom. Those are the people creating work of substance. And those are the people struggling to make a living, because they aren’t bankrolled by the Corporate Elite lobbying for SOPA and PIPA.

Kein Wort von „da haben die kleinen Künstler halt Pech gehabt“ oder „es gibt halt unschuldige Opfer“. Jetzt stellt sich die Frage: Warum diese Verkürzung auf einen ausnahmslosen Totalboykott? Halten hier einige die Mehrheit der Menschen für so dämlich oder denkfaul, dass sie mit einem Aufruf gezielt zu kaufen (bzw. nicht zu kaufen) überfordert wären? Oder war auf dem Bildchen nicht genug Platz für eine vollständige Übersetzung des Aufrufs? Wenn man diesen Teil des Aufrufs nicht einfach ignorieren würde, dann würde man sehen, dass die Idee des „Bunten März“ (wobei Idee für ein paar dahin gebloggte Gedanken fast ein wenig hoch gegriffen ist, aber es wird ja gerade was draus) nicht im Widerspruch zur „Operation Black March“ steht, im Gegenteil, es ist ein Teil dieser Operation. Was im Widerspruch zur „Operation Black March“ steht ist die Verkürzung des Aufrufs zu einem Totalboykott ohne Sinn und Verstand, ohne Wenn und Aber.

Inzwischen ist mir übrigens die Lust auf Diskussionen zu dem Thema vergangen, es bringt nichts – wer meint, einen unüberlegten Totalboykott fordern und verteidigen zu müssen, der soll das meinen, aber diskutieren braucht man darüber nicht. Was die „Operation Black March“ angeht, so werde ich die unterstützen (soweit ich überhaupt aufhören kann etwas bei jenen Firmen zu kaufen, es gibt da Kandidaten von denen ich sowieso schon lange nichts mehr kaufe) und für den zweiten, meiner Meinung nach mindestens so wichtigen Teil der Operation weiter mit allen, die daran Interesse haben Ideen für einen „Bunten März“ (oder auch April, Mai, Juni…) zu sammeln und umzusetzen. Wer mitmachen möchte ist dazu gerne eingeladen

2 Comments

Ich habe einige Kandidaten auf meiner Liste, bei denen ich schon lange nichts mehr kaufe und das auch so beibehalten werde, ohne Ausnahmen!
Super Artikel, weiter so…
Gruß manuel